Navigation überspringen

THE GRAMMAR OF LIGHT

HOTELS WERDEN WIEDER SICHTBAR

Beleuchtung ist ein wichtiger Aspekt der Raumgestaltung. Durch Licht erzeugen Farbe, Struktur und Material die richtige Atmosphäre. Warum es bei einem erfolgreichen Lichtkonzept auf drei Formen des Lichts ankommt, erklärt der Kölner Lichtplaner Martin Weiser.

Hotels haben oft das Problem, dass sich ihr ästhetisches Lichtkonzept nicht über alle Bereiche erstreckt. Betritt der Gast das Hotel durch den Haupteingang, so empfängt ihn meist eine aufwändige Licht-Inszenierung, die ihn zur Lobby und Rezeption leitet. Ein völlig anderes Bild bietet sich dem Gast, wenn er aus der Tiefgarage kommt. Verwinkelte und nur schlecht beleuchtete Ebenen erschweren die Orientierung. Hier ist man weit entfernt von einer Geste des Willkommens.

Die Zimmersuche wird dank schlecht positionierter Hinweisschilder zum nächsten Ärgernis. Solche Situationen sind leider eher die Regel als die Ausnahme. Es stellt sich also die Frage, warum Flure und Verkehrswege behandelt werden wie untergeordnete Bereiche, in denen sich keine Gäste aufhalten. Dabei trägt die Beleuchtung erheblich zur gelungenen Gestaltung und Orientierung bei.


"Ein gelungenes
Lichtkonzept umfasst
mehr als nur
den Hoteleingang"

Was sagt die Norm?

Für Flure und Verkehrswege fordert die Norm Beleuchtungsstärken von 100 Lux. Meist ist das aber nur eine Empfehlung. Erst wenn es sich bei den Bereichen um einen Arbeitsplatz handelt, wird diese Beleuchtungsstärke verlangt. Und so erfolgt die Beleuchtungsplanung dieser Bereiche oft nur unter technischen Gesichtspunkten – Gestalter bleiben außen vor.

Die Planung greift meist auf Ein- oder Anbauleuchten zurück, die in regelmäßigen Abständen platziert werden. Diese Leuchten projizieren eine Abfolge von Lichtbögen auf die Wandflächen, was zu unterschiedlichen Leuchtdichten und einem unruhigen Eindruck führt. Da die Decke bei dieser Beleuchtungsart dunkel bleibt, entsteht insgesamt ein höhlenartiger Raumeindruck.

Drei Formen des Lichts

Einladende, sympathische Hotelräume hingegen setzen eine qualitative Lichtplanung voraus, die sich aus drei Formen des Lichts zusammensetzt: 

  • Das “Licht zum Sehen” sorgt für eine gleichmäßige Grundbeleuchtung, die die kompletten Räume erhellt.
     
  • Das ergänzende „Licht zum Hinsehen“ vermittelt Information und Orientierung: Hell beleuchtete Bereiche ziehen Aufmerksamkeit auf sich, wenig beleuchtete rücken zweitrangige oder störende Informationen in den Hintergrund. Zimmertüren, Aufzugstüren oder Wegverzweigungen sind sofort erkennbar, Haupt- und Nebeneingänge werden unterscheidbar. Zudem können Einrichtungs- oder Architekturelemente akzentuiert werden.
     
  • Die dritte Form des Lichts – das „Licht zum Ansehen“, oder auch ästhetisches Licht – wirkt für sich alleine und trägt zur Raumgestaltung in Hotels bei: Im Zusammenspiel mit dem Interior-Konzept veredeln dekorative Leuchten an hervorgehobenen Stellen den Raum.

Damit Farben richtig wirken

Auch die Farbtemperatur hat entscheidenden Einfluss auf die Raumwirkung. Holz, Stoff und Oberflächen in warmen Farben sollten mit warmweißen Lichtquellen beleuchtet werden. Für Stein, Metall, Stoff und Oberflächen in kühleren Farben eignet sich eine neutralweiße Farbtemperatur, weil sie die authentische Materialwahrnehmung unterstützt.

Die Farbwiedergabe wiederum beeinflusst die Wirkung des Farbkonzeptes. Da Sonnenlicht das gesamte Farbspektrum enthält, weist es den höchsten Farbwiedergabeindex von Ra 100 auf. Der Farbwiedergabeindex eines Leuchtmittels sollte daher mindestens Ra 90 erreichen, was hochwertige Leuchtmittel auf jeden Fall erfüllen. Je schlechter der Index, umso stärker verfälscht das Licht die Farbwirkung.

Entspanntes Ankommen

Bei Hoteleingängen wird häufig akzentuiertes, manchmal auch farbiges Licht eingesetzt, um den Eingang aus seiner schwächer beleuchteten Umgebung hervorzuheben. Eine wahrnehmungsorientierte Lichtplanung inszeniert aber auch die weiteren, bei klassischen Planungen bisher weniger beachteten Bereiche eines Hotels attraktiv.

In den Etagenfluren lässt sich dies auch mit Wandeinbauleuchten erreichen, die den Boden gleichmäßig beleuchten, oder mit einem im Boden eingelassenen linearen Lichtband. In der Tiefgarage weisen akzentuierte oder farbig beleuchtete Eingangsbereiche sowie leitende Lichtlinien den Weg aus der Orientierungslosigkeit. So wird bereits beim Ankommen eine entspannte Willkommens-Atmosphäre erzeugt.